75 Jahre AIZ- SZ berichtet

Zittauer planen einen Millionen-Bau nach dem anderen

Die Firma AIZ hat in 75 Jahren schon einige Umfirmierungen, Krisen und große Projekte erlebt. Die nächsten stehen bereits an. Im brandenburgischen Teltow setzt
man auf Know-How aus dem Dreiländereck - mit einem besonderen Highlight.

Zittau. Sie stehen am neuen Kreisverkehr, an der sich die Schramm-, Goldbach- und Äußere Oybiner Straße in Zittau treffen. Bauüberwacher Horst Diesterheft berichtet
seinen Chefs Fred Milke und Manuel Locke von der AIZ Bauplanungsgesellschaft den Stand. „Wir machen noch mal drei Wochen zu, um den Asphalt einzubauen“, sagt er und nennt den 5. Mai als Starttermin.

Ende des kommenden Monats sollen die Arbeiten beendet sein – und damit eher als geplant. Das Zittauer Unternehmen betreut das Projekt vom Tief- bis zum Hochbau. Für die Umgestaltung der einstigen Kreuzung mussten unter anderem Leitungen und Kanäle gebaut oder verlegt, Mauern und Stützwände errichtet werden. Der
Verkehrsknoten ist behindertengerecht ausgebaut. Die Insel erhält noch Kiefern, Findlinge und Fahnenmasten - als sichtbares Hindernis für Fahrer, aber auch
symbolisch für das Tor zum Zittauer Gebirge.
Dabei ist das nur eine Baustelle, welche die AIZ derzeit in der Region und darüber hinaus verantwortet. Das Unternehmen arbeitet seit 75 Jahren als Bauplanungsbüro, hat
in der Zeit einige Umfirmierungen und Umzüge in Zittau erlebt. Die gesamte DDR-Zeit blieb die Eigenständigkeit trotz Zweigstelle verschiedener Volkseigener Betriebe
erhalten. Mit drei Mitarbeitern 1950 gestartet, war die Zahl bis zur Wende auf 27 gestiegen. Ihr Schwerpunkt lag anfangs beim Wiederaufbau von Häusern, danach beim
Errichten von Wohnungen und am Ende bei Gesellschaftsbauten wie Kindergärten, Schulen und Militär-Objekten.

Aufschwung nach der Wende – für den Westen
Bis 1990 fertiggestellt werden konnten Projekte wie der Hochwaldblick in Lückendorf, andere wie das Pionierlager in Oybin schliefen ein. Unter der Treuhand zur AIZ
umfirmiert, blieb die Belegschaft nach der Wende weitgehend zusammen. Ein Jahr später übernahmen die Ingenieure der Firma das Büro in Privatbesitz, das noch 16
Beschäftigte zählte. Fred Milke übernahm die Hauptgeschäftsführung, neben ihm fungierte Horst Diesterheft als einer von damals zwei weiteren Chefs. Im Oktober 1995
folgte der Umzug vom Martin-Wehnert-Platz 5 an die Bahnhofstraße 21.

„Die Wende hat der westlichen Seite einen wirtschaftlichen Aufschwung beschert, weil es jede Menge zu tun gab“, berichtet Fred Milke, der 1989 als Statiker in seiner Firma begann. „Für uns war es durch die Konkurrenz zunächst schwer, Fuß zu fassen“, so der 63-Jährige. Teilweise hätten sie die Investoren gleich mitgebracht. Der Vorteil als Ostbüro: „Wir mussten uns auf einen Schlag mit den neuesten Vorschriften auseinandersetzen, während es für die West-Kollegen ein schleichender Prozess war“,
sagt er.

Personalabbau und Lohnverzicht in der Krise

Den ersten großen Auftrag bekam die AIZ vom Sanitär-Großhändler Schindele, der in Ostsachsen drei Standorte errichten ließ. Auch für das Studentenwerk hat das
Unternehmen in den 1990er-Jahren einige Wohnheime in Zittau planerisch betreut. Im Tiefbau stand in der Zeit die Sanierung von Deponien im Fokus wie bei Bautzen, Görlitz und Zittau. Von Anfang an gefragt war der kommunale Straßenbau.

Die Firma durchstand auch einige Tiefs wie die Baukrise 2005. „Da mussten wir leider Personal abbauen“, sagt der Geschäftsführer. Die Betroffenen gingen entweder vorzeitig in Rente oder erhielten eine andere Anstellung durch die AIZ. „Niemand kam in die Arbeitslosigkeit“, berichtet der 63-Jährige. Dafür musste die Belegschaft auf einen Teil vom Lohn verzichten – mit der Vereinbarung, künftig am Gewinn beteiligt zu werden.
„Die gilt bis heute.“

Die Weltwirtschaftskrise 2008/2009 brachte Kurzarbeit, aber durch das Konjunkturpaket auch Aufträge. Und zuletzt kam Corona. In der Zeit brachen zwar die Aufträge nicht ein, doch die Vorlaufzeiten für Projekte verlängerten sich. „Durch die Unsicherheit“, sagt Fred Milke. Und die Baupreise seien seither explodiert.

Vor allem öffentliche Aufträge

Büros wie AIZ leben vor allem von öffentlichen Vergaben, die bei ihr im Tiefbau 90 und im Hochbau 60 Prozent ausmachen. Bis 2019 galt die Honorarverordnung für
Architekten und Ingenieure bei Ausschreibungen, seither dient sie höchstens zur Orientierung. Daraus folgt ein „harter Wettbewerb“, bei der letztlich der günstigste
Bieter den Zuschlag bekommt. „Billig planen heißt zweimal bauen“, sagt der Geschäftsführer. Das führe oft zu Nachträgen. Darunter leide das Vertrauensverhältnis
zwischen Bauherren und Planer.
Dennoch begleitet die Firma mit aktuell 19 Mitarbeitern und einem Umsatz von zuletzt 1,4 Millionen jedes Jahr bis zu 50 Projekte. Größere Vorhaben waren unter anderem der Ausbau der Äußeren Weberstraße, Schrammstraße und Bahnhofstraße wie auch die Sanierung des Weinaupark-Stadions und Stadtbads in Zittaus sowie der Fröbel-Schule in Olbersdorf und der Neubau des Landratsamts in Görlitz – einige mit Auszeichnung.

Größtes Projekt in Teltow

Auch außerhalb der Region hat sich die AIZ einen Namen gemacht. Beispielsweise verantwortete sie das Wohnquartier Adlershof in Berlin, ebenso wie die Errichtung von
55 barrierearmen Wohnungen im brandenburgischen Teltow. Der Bauherr hat schon das nächste Projekt bei der AIZ beauftragt, das mit über 20 Millionen Euro Volumen das größte der Zittauer sein wird. So sollen 2026 an der „wichtigsten Kreuzung“ von Teltow 75 Wohnungen entstehen. Höhepunkt ist ein Dachcafé, das sich wie auf dem
Fernsehturm dreht.

Vor Ort zählen die nächstes Jahr beginnende Modernisierung des Trixi-Bades Großschönau und Erweiterung des Altenheimes „St. Jakob“ in Zittau zu den großen
Aufträgen im Hochbau. Im Tiefbau steht der weitere Ausbau der Südstraße in Zittau und B96 bis Mittelherwigsdorf an.

Seit 2024 hat Fred Milke mit Manuel Locke einen neuen zweiten Geschäftsführer, der Horst Diesterheft abgelöst hat. Er geht demnächst in Rente. Der 36-Jährige Locke hat Bauingenieurwesen in Zittau studiert und ist 2014 ins Unternehmen gekommen. Eine Ausbildung, welche die hiesige Hochschule mittlerweile nicht mehr anbietet – die aber im Wintersemester 2026/2027 zurückkehren soll. Darüber habe sich immer jemand gefunden, der in der Region hängen geblieben sei, sagt der 63-Jährige mit Blick auf mangelnde Fachkräfte. Er will im Frühjahr 2027 als Chef aufhören, seine Nachfolgerin ist schon gefunden. Sein Plan: Schleichend auszusteigen,
um Projekte wie das in Teltow zu Ende zu bringen.

Datum 25.04.2025


Autor AIZ | Pressestelle


Kategorie Presse